

Ein heikles Thema
Die ersten Worte die ich von den Leuten hörte waren: "Du bist verrückt, du willst Jehova verlassen um dich einer Terrorgruppe anzuschließen?"
- "Nein, sondern dem Islam."
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Aber zurück zum Anfang:
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Schon im frühen Kindesalter bin ich mit meiner Mutter, und der älteren Dame, die meine Mutter "belehrt" hat in ihren Versammlungen gewesen. Mir wurde eingeprägt, dass ich so Gott diente und er mich liebte. Nach den Zusammenkünften hatte ich als Kind immer Kopfschmerzen, ruhig auf einem Stuhl sitzen und zuhören musste ich, doch ich mochte es auf einer pragmatischen Weise.
Wir sangen alle zusammen ein Lied, welches Gott vermutlich sehr mochte, dachte ich zumindest. Man hatte mir erzählt, dass Gott einen Namen trägt, denn jeder Mensch trägt einen, so muss es Gott ebenfalls. "Jehova". Als ich nun gesehen hatte, wie meine Mutter eines morgens mit zwei älteren Damen wieder saß, war ich entzückt. Denn meine Mutter hatte mir immer erzählt, wie lieb und barmherzig Jehova doch sei. Meine Mutter wollte in ihrer Jugend sich nach langem Befassen mit der Ideologie, taufen.. doch da war mein Vater, der Orthodox war. Man hatte ihr gesagt, dass sie sich entscheiden muss. Denn wenn sie meinen Vater heiratete, durfte sie sich niemals taufen.
Sie unterließ die Taufe und zog mit meinem Vater weg. Dort lernte sie weitere Zeugen Jehovas kennen, die mit ihr redeten und ihr Mut machten, sie solle es nochmal versuchen. Da saß ich nun und beobachtete die Frauen. Am Abend während meine Mutter sich und mich Bett fertig machte, fragte ich: "Du.. Mama.. was reden du und diese Frauen immer?" Sie sagte: "Das sind Frauen, die Jehova dienen. Wer diesen Weg geht, wird ins Paradies eintreten." Ich war fasziniert, schließlich wollte ich auch in dieses Paradies. Ich sagte voller Aufregung: "Paradies? Wie wird es wohl dort sein? Bin ich dann mit Jehova drinnen?" Und sie fing an zu erzählen, man erzählte mir die schönsten Dinge, die eine fünf Jährige nur allzu gerne hören würde. Anschließend sagte ich zu meiner Mutter: "Mama, wir müssen auch da rein, wird es nicht Zeit, die Wahrheit zu akzeptieren?"
Wow, so als kleines Mädchen war ich ja ganz tapfer. Leider geprägt von Falschheit und Widerspruch.
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Von da an fing ich ebenfalls mit einer Frau über die Bücher und Jehova zu reden. Es vergingen Monate und Jahre, bis ich alles hinterfragte. Kurz vor meiner eigenen Taufe, habe ich viele Dinge hinterfragt, schließlich wollte ich eine Religion und Glaubenslehre die auf der Wahrheit basiert, unverändert und von Gott herabgesandt. Ein Gottesdienst, nicht nur mit dem Laufen von Tür zur Tür um den Leuten etwas zu erzählen, von dem ich nicht wirklich sicher war. "Was ist, wenn ich einen Muslim überzeugen muss, oder einen Juden? Ich kenne mich mit anderen Religionen gar nicht aus, und außerdem weiß ich gar nicht, wieso ich so überzeugt bin von den Geboten und Befehlen. So steht es nämlich nicht wirklich in der Bibel geschrieben und außerdem verwirrt sie mich gänzlich."
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Ich recherchierte mit den Jahren etwas herum, und da war der Islam.. von dem ich gar keine Ahnung hatte. "Sind das nicht diese Araber mit dem fliegenden Teppich? Oder die Menschen, die Spanien irgendwann mal erobert haben? Dass hatten wir mal in der Schule gelernt." Ich war völlig irritiert und stellte den Zeugen Jehovas auch fragen, worauf sie mir keine Antwort geben konnten. Sie sagten mir: "Du.. hör mal.. beschäftige dich nicht soviel damit, denn das wird dein Glauben auslöschen. Folge deinem Herzen, du weißt doch im Inneren, was du willst und wem du dienen willst." Ja, ich wusste es. Nämlich einem Gott, der einzig ist. Doch mein Herz war sehr gespalten. Mich interessierte die Glaubenslehre der Muslime doch eher, andere Religionen waren mir egal. "Was lehrt der Islam wirklich?"
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Kurz darauf lernte ich namentliche "Muslime" kennen, mit denen ich mich sehr gut verstand. Doch statt mit mir über ihren Glauben zu reden, verabredeten sie sich lieber mit mir um Essen zu gehen oder die seltsamsten Aktionen in der Jugend zu machen. Kurz vor Ramadan war es soweit, wir fingen an über den Islam und das Christentum zu reden, es schien so, als ob ich Gewissheit hatte mit dem was ich von mir gegeben habe, doch mit jedem Satz war diese Zweifel wieder da. Aus Selbstzweifel fing ich an Scherze zu machen.. "Haha.. wenn ich mal zum Islam rüber trete.. niemals." Ich war die Tage vor Ramadan sehr gereizt und fing an mit meinen Freunden zu streiten. Man nannte mich auch "Die streitsüchtige Zicke."
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Mich zersplitterten die Gedanken, ob der Islam die Wahrheit sei. Während meine Familie im Garten grillte, hatte ich den Mut gefasst und in unserer Whatsapp Gruppe geschrieben: "Was ist für euch der Sinn des Lebens?" Sie waren verwundert und dennoch schrieben sie wunderbare Texte, die eine Erleichterung waren. "Der Sinn des Lebens ist es, Allah vollkommen zu dienen." - "Allah"? Wow, ein schönes Wort. Bislang betete ich zu Jehova, dass er mich rechtleiten soll. Doch an einem heißen Nachmittag wollte ich etwas ausprobieren. Ich bat wie die Muslime, zwar ungewohnt, aber das Verlangen war da: "Oh Allah, wenn du Gutes in mir siehst, so lasse mich die Wahrheit akzeptieren."
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Und so ist es geschehen, dass ich realisierte, dass es der Hochmut war welches mich von der Religion Gottes ferngehalten hat. Mein Umfeld änderte sich und auch die Beziehung zu meinen Eltern und Verwandten. Alles änderte sich, durch die Barmherzigkeit und Gnade Allahs. Meine Suche endete nach einer ausführlichen Fahrt, doch die Reise ist für mich hiermit nicht beendet.